Risse sind schon immer ein beliebtes Thema bei Baustreitigkeiten und Prozessen. Außer der momentan vorhandenen Rissbreite ist besonders eine eventuell noch folgende weitere Rissbewegung wichtig für die Beurteilung. Übliche einfache Verfahren sind das Setzen von Gipsmarken oder sogenannten Rissmonitoren (zwei übereinander greifende skalierte Kunststoffplatten). Inzwischen bietet der Markt auch interessante sehr hoch auflösende Datenlogger zu erschwinglichem Preis an, deren Einsatz jedoch normalerweise Spezialfällen vorbehalten bleiben wird. Wer schon mit Gipsmarken und/oder Monitoren gearbeitet hat, kennt die Stärken und Schwächen der beiden Methoden. Der Autor stellt hier ein weiteres sehr einfaches und kostengünstiges Verfahren mit einer Auflösegenauigkeit von 0,1 mm vor.
Genauigkeit der Messung
Bei dem Verfahren muss nicht von Punkt zu Punkt gemessen werden, die Punkte dürfen auch Kreise bzw. Kugelflächen sein. Gemessen werden dann jeweils die Abstände der Außenränder. Anders wären Messungen mit keinem Messgerät möglich. In der Berechnung muss aber mit dem Punktabstand gerechnet werden. Also wird von den gemessenen Abständen jeweils der Durchmesser der Messpilze abgezogen und dieses Maß in der anschließenden Berechnung übernommen. Diesen Abzug der Durchmesser muss man nicht selbst durchführen, das wird automatisch in der Tabellenkalkulation erledigt. Bei der Verwendung normaler Schrauben in Kunststoffdübel genügt ein kleiner unvermeidlicher Anpressdruck des Messgeräts, um unerwünschte Bewegungen der Schraubenköpfe zu verursachen, die zu Fehlmessungen führen. Wenn aber der Messpilz dazwischen geschraubt wird und auf der Materialoberfläche aufgespannt ist, sind Bewegungen praktisch ausgeschlossen, und außerdem sind klar definierte Messflächen auch bei unvermeidlich leicht schräg gesetzten Bohrlöchern vorhanden. Als Messwerkzeug wird entweder eine Präzisions-Bügelmessschraube 75 –100 mm oder ein Messschieber verwendet. Bügelmessschrauben haben gegenüber einem Messschieber den Vorteil, dass der Anpressdruck über eine Rätsche geregelt wird, was genauere Ablesungen erwarten lässt. Bügelmessschrauben gibt es auch mit digitaler Anzeige, die aber sehr teuer sind. Die Handhabung mit einem Messschieber mit digitaler Ablesung ist wesentlich bequemer und schneller und für das Ziel 0,1 mm Erfassung der Rissbreitenänderung ausreichend. Sowohl Messerschieber als auch Bügelmessschraube gestatten eine Ablesung von 0,001 mm.